Psychische Erkrankungen sind häufig. Im Laufe eines Jahres leidet rund jeder fünfte erwachsene Österreicher unter einer psychischen Erkrankung. Durch diese Erkrankungen entstehen – vor allem aufgrund von verminderter Arbeitsfähigkeit – jedes Jahr Kosten in der Höhe von mehreren Milliarden Euro.

Bei der Versorgung dieser Menschen gibt es aber enorme Defizite. Nicht selten muss man Wochen bis Monate auf die erforderliche Behandlung warten. Auch schwer Kranke finden oft erst nach mehreren Wochen eine von der Krankenkassen finanzierte Behandlungsmöglichkeit. Dieser verzögerte Beginn einer Behandlung verlängert das Leid der Erkrankten und führt oft auch zu unnötigen Belastungen der Familien. Erkrankungen nicht oder verspätet zu behandeln har außerdem unnötige Kosten zur Folge.

Die folgenden Maßnahmen sind aus Sicht der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP) dringend nötig:

• Die Zahl kassenfinanzierter ambulanter Behandlungsplätze für Klinische PsychologInnen, PsychiaterInnen und PsychotherapeutInnen muss sich an dem orientieren, was benötigt wird um ohne Wartezeit eine Behandlung state-of-the-art gewährleisten zu können.

• Durch die große Anzahl jener PsychiaterInnen, die in den letzten Jahren in den Ruhestand gegangen sind bzw. deren Pensionsantritt bevorsteht, wird der bereits heute vorhandene Mangel an PsychiaterInnen noch weiter steigen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen so angepasst werden, dass genügend PsychiaterInnen ausgebildet werden können. Die Zahl der Kassenplanstellen für PsychiaterInnen muss dem Bedarf entsprechend erhöht werden.

• Klinisch-psychologische Behandlung wird nicht nur im Krankenhaus, sondern auch im ambulanten Bereich benötigt und muss von den Krankenkassen finanziert werden.

• Langfristig ist eine fundierte Planung des Bedarfs an allen Psy-Berufen erforderlich.

Die genannten Maßnahmen sind essentiell um eine bedarfsorientierte Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Österreich gewährleisten zu können. Dies reduziert das Leid der von psychischen Krankheiten Betroffener und ihrer Angehöriger. Dies wird auch die Folgekosten psychischer Erkrankungen reduzieren, die zu einem beträchtlichen Teil durch verminderte Arbeitsfähigkeit bedingt sind.

Vor diesem Hintergrund begrüßt die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP) die Petition „Für eine bessere Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Österreich“, die vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen gemeinsam mit ihren PartnerInnen initiiert wurde.

Nach der Wahl zum Nationalrat am 29.09.2019 sind nun alle Parteien aufgefordert die erwähnten nötigen Schritte zu setzen. Die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP) steht als Gesprächspartnerin für konkrete Planungsschritte gerne zur Verfügung.

Für den Vorstand:
Univ. Prof. Dr. Johannes Wancata e.h.
Präsident

Stellungnahme (PDF)